Bauakustik

Bauakustik und wohin die Reise geht – Experte Herbert Müllner/TGM im Interview

Portraitfoto Herbert Müllner

Einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der kooperativen Bauakustik-Projekte im Cluster liefert der Bauakustik-Wissenschafter Herbert Müllner. Er ist für den Bereich Forschung und Entwicklung der TGM-Versuchsanstalt verantwortlich und stellt neben seiner langjährigen internationalen Erfahrung mit dem Fachbereich für Akustik und Bauphysik der Versuchsanstalt auch umfangreiche Versuchseinrichtungen zur Verfügung. Mit Bau.Energie.Umwelt Cluster NÖ Projektmanager Johannes Zeilinger spricht er über zukünftige Herausforderungen und wie diese kooperativ gelöst werden können.

 

 

Europaweit werden die Anforderungen an den Schallschutz angepasst

 

Johannes Zeilinger: Hinsichtlich der bauakustischen Ertüchtigung von Baukonstruktionen gibt es in den letzten Jahren einen besonderen Bedarf seitens der Wirtschaft. Daher beschäftigt sich der Cluster bereits seit 2013 mit dem Thema und setzte gemeinsam mit Experten eine Vielzahl an Kooperationsprojekten um. Insgesamt waren bisher 85 Partner aus der Wirtschaft involviert. Als Verantwortlicher für den Fachbereich Akustik & Bauphysik der TGM Versuchsanstalt warst du in allen Projekten als wissenschaftlicher Partner mit dabei. Woran liegt dieser erhöhte Bedarf sich als Unternehmen mit Bauakustik zu beschäftigen?

 
Herbert Müllner: Über die letzten Jahrzehnte änderten sich die Komfortansprüche an Gebäude und Bauteile. Gleichzeitig wurden neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den Einfluss von nicht ausreichendem Schutz gegen Lärm auf die Gesundheit des Menschen gewonnen. Daran werden nun europaweit die Anforderungen an den Schallschutz angepasst. Alle Fachgewerke möchten diesbezüglich ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten bzw. steigern. Eine umfassende Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Ausbildungsniveaus ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig.

 
Johannes Zeilinger: Welches Feedback hast du von Unternehmenspartnern während bzw. nach der Projektumsetzung erhalten?

 
Herbert Müllner: Schon im Rahmen der Konzeptionierung der Projekte gab es eigentlich immer eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Betrieben. Bei der Projektumsetzung konnten wir daher gut auf die Bedürfnisse der Projektpartner eingehen. Dies hat zu einer überwiegend positiven Resonanz zwischen Unternehmenspartnern und wissenschaftlichen Partnern (TGM, ACOM Research, TU Wien, Holzforschung Austria) geführt.

 

Mit Kooperationen zu höherer Wirk-Effektivität

 

Johannes Zeilinger: Welche Erfahrungen aus den zahlreichen Projekten würdest du hervorheben?

 
Herbert Müllner: Unsere Erfahrungen mit Kooperationsprojekten waren bisher überwiegend positiv. Es war spannend zu erleben, wie fachübergreifend gemeinsam kreative Lösungen erarbeitet wurden. Beeindruckend für mich persönlich war, dass die Qualität der kooperativ erarbeiteten Ergebnisse oft tatsächlich im Sinne von „das Gesamte ist mehr als die Summe der Einzelbeiträge“ zu beurteilen war.

 
Johannes Zeilinger: Welche Vorteile hat eine kooperative Projektabwicklung aus deiner Sicht?

 
Herbert Müllner: Durch die Beteiligung von Professionisten unterschiedlicher Fachrichtungen entfaltet sich ein vielfältiges Kreativ-Potential, das in den meisten Projekten sehr praxisnah anwendbare Prototypen entstehen lässt. Im Rahmen einer kooperativen Projektabwicklung kann der Ressourcen-Beitrag jedes einzelnen teilnehmenden Unternehmenspartners in seiner Wirk-Effektivität erheblich gesteigert werden.

 

Künftige Herausforderungen: Höhere bauakustische Komfortklassen erreichen und verlässliche Prognosemodelle entwickeln

 

Johannes Zeilinger: Worum wird es im nächsten Projekt gehen? Wo geht die bauakustische Reise hin? Welche Konstruktionen müssen noch optimiert werden?

 
Herbert Müllner: Ich möchte zumindest zwei bauakustische Herausforderungen herausstreichen, die im Speziellen vom Holzbau bewältigt werden müssen, um ihm eine erfolgreiche Zukunft sichern zu können: Zum Einen müssen Konstruktionen künftig unbedingt auch Anforderungen an Komfortklassen erfüllen können, die sich vom herkömmlichen Standard abheben. In vom Cluster initiierten Projekten konnte gezeigt werden, dass dies mit vernünftigem Aufwand auch möglich ist.

Zum Anderen müssen anwendbare Rechenmodelle entwickelt werden, die den Planenden eine verlässliche Prognose des Schallschutzes ihrer Gebäudeentwürfe ermöglichen. Bezüglich Trittschallschutz gibt es im Rahmen des aktuell laufenden und vom Cluster geleiteten FFG Branchenprojekts „Schall.Holz.Bau III“ die Chance, diesen Anspruch für Decken im mehrgeschoßigen Holzbau in Kombination mit trockenen Fußbodenaufbau-Systemen für industrielle Vorfertigung und Montage zu verwirklichen.

 
Johannes Zeilinger:
Scheint, als ob die Cluster-Projektserie zur Bauakustik an dieser Stelle noch nicht zu Ende ist. Dankeschön für das Gespräch, Herbert!

 

 

 

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