Gelber Sternenkreis: Niederösterreichs Wirtschaft stark vernetzt – 25 Jahre EU

Gut vernetzt unter Europas Schirm

Andre Schönauer, Geschäftsführer von NBG Fiber in Gmünd

„Besser gemeinsam als einsam“ – mit diesem Motto wurde vor 25 Jahren Österreichs Beitritt zur EU beworben. Mit Erfolg, wie man heute weiß: Die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher – zwei Drittel bei 82 Prozent Wahlbeteiligung – stimmten zu und Österreich wurde am 1. Jänner 1995 offiziell Mitglied der Europäischen Union. Und damit Teil eines Zusammenschlusses von Staaten, deren Ziel ist, ihre Kräfte zu bündeln, um voneinander zu profitieren und sich stärker am globalen Markt positionieren zu können.



Viele Unternehmen haben das als Sprungbrett für europa- und weltweite Expansion genutzt. „Aus Österreich kommen einige Hidden Champions und es gibt viel Technologie und Know-how, das von Niederösterreich in die Welt geht. Die Plattform der EU – das bessere Vernetzen – das hat es einfacher gemacht“, bestätigt Andre Schönauer. Und er muss es wissen. Schönauer ist Geschäftsführer von NBG Fiber in Gmünd. Jenes High-Tech-Unternehmens aus dem Waldviertel, das sich weltweit als Glasfaser-Pionier positioniert hat. Mit einer Gesamtexportquote von 90 Prozent tritt das High-Tech-Unternehmen weltweit auf. 2001 wurde NBG Fiber mit 115 Mitarbeitern, aber mit einem sehr lokalen Fokus, gegründet. Mittlerweile exportiert das Unternehmen in über 30 Länder weltweit und hat Kooperations- und Mitarbeiter-Bewerbungen aus aller Welt.

 

„Jeder will das unabhängige europäische Glas“

Sich zu vernetzen – das ist auch jenes Stichwort, das das Arbeitsfeld von NBG Fiber ganz gut umschreibt. Die Welt ist so stark wie noch nie miteinander verbunden. Schnelle und zuverlässige Datenverbindung ist gefragter denn je. Nach und nach wird Kupfer als Träger der Datenkommunikation durch Glasfaser ersetzt. Und NBG Fiber spielt dabei in erster Reihe mit. Stellt in Gmünd, in der weltweit modernsten Produktionsanlage, das her, was in Europa sonst keiner tut: Glasfaser-Rohlinge. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit geht am 8. September das 50 Millionen Euro schwere Großprojekt in Betrieb. Dann wird erstmals in Gmünd jener Funken gezündet, der Gase mittels chemischen Verfahrens in reinstes Glas verwandelt.

Die gesamte Hightech-Branche weltweit warte auf genau diesen Zeitpunkt, erzählt Schönauer schmunzelnd: „Jeder will das unabhängige europäische Glas haben und beobachtet sehr genau, was wir hier im Waldviertel tun.“

 

Zurück zu lokaler Produktion

Der Erfolgskurve des Unternehmens geht steil bergauf. Die Covid-19-Krise fördert die Attraktivität zusätzlich, da sie Europa die Abhängigkeit von China verstärkt vor Augen führt. „Wir sehen es vor allem bei unseren europäischen Kunden, wie stark lokale Produkte gefragt sind“, schildert der Geschäftsführer.

Auch die Bedeutung eines vereinten Wirtschaftsraumes zeigt die Covid-19-Krise einmal mehr auf. Sie legt die Vorteile, genauso wie die Versäumnisse und den Nachholbedarf eines vereinten Europas offen: globale Abhängigkeiten reduzieren und gleichzeitig innereuropäische Zusammenarbeit und Wertschöpfung intensivieren. Vor allem im Hinblick auf fehlenden Marktprotektionismus verortet Schönauer Verbesserungspotenzial: „Wir haben in unserer Branche zum Teil keinen Schutzmechanismus gegen Dumping-Produkte. Chinesische Ware – zum Beispiel Fertigkabel – werden sehr billig angeboten, wodurch es für die – meist unabhängigen, lokalen – Unternehmen im privaten Bereich oft ein harter Konkurrenzkampf ist, bei dem viel Wertschöpfung verloren geht.“

 

Grenzenloses Forschen

In welchem hohen Ausmaß Austausch und Vernetzung wertschöpfend sein kann, zeigt sich beim gemeinsamen Forschen und Entwickeln. „Noch nie waren grenzüberschreitende Kooperationen so einfach“, erzählt der Geschäftsführer, dass NBG Fiber aktuell an drei Forschungsprojekten in Europa zum Thema Hochtemperatur-Sensorik mitwirke. „Weil sich der Wissensaustausch und die gewonnenen Erkenntnisse um ein Vielfaches erhöhen“, so Schönauer. „Und zusätzlich hilft die Förderung aus EU-Töpfen den Standort abzusichern und weiter auszubauen.“

Ähnliches gilt für das Erasmus-Modell, ein Förderprogramm der EU, um im Ausland zu studieren, sich weiterzubilden, Berufserfahrung zu sammeln oder Freiwilligenarbeit zu leisten. Drei Erasmus-Studierende arbeiten aktuell bei NBG Fiber in Gmünd mit.

 

Das Miteinander stärken

„In Frieden miteinander leben – das ist für mich einer der besten Gedanken, den es überhaupt gibt“, stellt Schönauer der EU damit in Summe ein gutes Zeugnis aus. Einzig der Grundgedanke – „Besser gemeinsam statt einsam“ dürfe nach seinem Geschmack gerne präsenter sein. „Jeder einzelne kann etwas verbessern! Das Fundament der EU – der innereuropäische Frieden, das Miteinander, gemeinsam eine wertschöpfende Marktwirtschaft zu sein – das darf nicht untergehen und von bürokratischen Vorlagen und Ärgernissen überlagert werden.“

 

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Dieser Beitrag wurde von der freien Journalistin Carina Rambauske verfasst, die im Auftrag von ecoplus mit Unternehmen und Unternehmerinnen in Niederösterreich gesprochen hat. Unter dem Leitsatz „Regional stark und international vernetzt“ werden Unternehmen aus Niederösterreich exemplarisch vor den Vorhang gebeten, um ein Resümee der Erfahrungen und Entwicklungen der vergangenen Jahre zu ziehen. Die Ansichten dieses Beitrages müssen nicht der Meinung von ecoplus entsprechen.