„Kein Geschäftsmodell, sondern ein Lebensmodell“ – Interview mit Alois Hirschmugl

„Ein Leben im Jetzt – ein Denken für die Zukunft“

… Das Motto der Firma Hirschmugl KG ist geprägt von der Verantwortung für die nächsten Generationen. Das spiegelt sich in der Unternehmenskultur wider: die Hirschmugl KG ist ein Familienbetrieb, ein wertschätzender Umgang und ein Fokus auf gute Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern und Mitarbeitenden ist einer der Erfolgsfaktoren.

Zudem prägt die Leidenschaft zu nachwachsenden Rohstoffen für Bauanwendungen die Produktpalette rund um das Thema „gesund Arbeiten und Wohnen“. Das Angebot für ein behagliches und gesundes Raumklima umfasst: Dämmungen wie Kork, Schafwolle, Hanf, Perlite u.a., Putzträger aus Lehm- oder Stroh-Kalkplatten, Putze wie Lehm- und Kalkspachtelungen, Böden wie Massivholzdielen, Parkettböden, Terrazzo u.a.m., Schüttungen und ganze Bodenaufbauten sowie Farben wie Soja-, Lehm-, Kalk- oder Silikatfarben.

Dabei achtet die Hirschmugl KG auf eine konsequente Rohstoffauswahl. Zu den großteils aus Familienbetrieben bestehenden Lieferanten besteht ein herzliches Verhältnis mit Handschlagqualität. Gemeinsam und sorgsam entstehen Produkte mit der Kraft der Natur.

Hirschmugl KG ist langjähriger Clusterpartner im ecoplus Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich und in einer Vielzahl von Projekten aktiv mit dabei. Projektmanager Johannes Zeilinger spricht im Interview mit Geschäftsführer Alois Hirschmugl u.a. über Herausforderungen und Kooperationen.

 

„Für alle unsere Produkte gibt es eine ökologische Volldeklaration.“

 

Johannes Zeilinger: Servus Alois! Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns was du so machst.

 
Alois Hirschmugl: Mein Name ist Alois Hirschmugl. Ich leite das Unternehmen Hirschmugl KG – Leben mit Naturbaustoffen. Tagtäglich und rund um die Uhr lebe ich für und arbeite mit Naturbaustoffen. Unser Unternehmen hat kein Geschäftsmodell, sondern ein Lebensmodell. Das Unternehmen hat derzeit 4 Richtungen: den Handel mit Produkten, Schulungen von Verarbeiterinnen und Verarbeitern, Planungen von Neubauten und Sanierungen gemeinsam mit Partnerbetrieben sowie Beratungen von PlanerInnen, BaumeisterInnen und EndkundInnen.

 

Johannes Zeilinger: Was sind die Vorteile von ökologischen Baustoffen?

 
Alois Hirschmugl: Unsere Produkte sind „Natur pur“. Für alle Produkte, die man bei uns erwerben kann, gibt es eine Volldeklaration. Zusätzlich dazu weisen diese Produkte hervorragende technische Eigenschaften auf: sie sind atmungsaktiv, wirken desinfizierend, verbessern die Raumluft und wirken sich positiv auf das Raumklima aus.

 

Ein Umdenken der Kundinnen und Kunden in Richtung ökologisches Bauen findet statt.

 

Johannes Zeilinger: Bemerkst du ein Umdenken bei Bau-Frauen und -Herren in Richtung ökologisches und nachhaltiges Bauen?

 
Alois Hirschmugl: Eindeutig ja. Im Kundengespräch heben wir zudem die Vorteile der nachhaltigen Produkte hervor. Wenn ein potentieller Kunde oder eine potentielle Kundin zu uns herkommt und die Produkte sieht, riecht und fühlt, ist schon viel passiert. Dann ist er oder sie oftmals schon überzeugt. Kontakt zu neuen Kundinnen und Kunden funktioniert bei uns oft über Mundpropaganda. Zufriedene Kundinnen und Kunden sind die beste Werbung.

 

Eine Herausforderung ist der fehlende Fokus auf Lebenszykluskosten.

 

Johannes Zeilinger: Wo siehst du gerade deine größten Herausforderungen?

 
Alois Hirschmugl: Die Kundinnen und Kunden sehen oftmals nur den Preis. Den tatsächlichen Wert der Produkte erkennen sie oftmals erst, wenn die Produkte verarbeitet sind und sie mit ihnen wohnen. Zum Zeitpunkt der Planung sind leider meist nur die Investitionskosten entscheidend, Lebenszykluskosten in der Regel nicht wichtig.

 
Johannes Zeilinger: Was ist notwendig, um diesen Baustoffen mehr Akzeptanz zu geben?

Alois Hirschmugl: Der Preis darf nicht das entscheidende Kriterium sein. Durch das „Erleben der Naturbaustoffe“ sehen und fühlen die Menschen die Qualität, die Vorteile und die Wertigkeit der Materialien. Die Menschen müssen sich mit den Produkten und deren Wirkungen auseinandersetzen. Alle Kundinnen und Kunden berichten nach der Baumaßnahme von gestiegener Lebensqualität, dem Mehrwert des Wohlseins, vom Zufriedensein.

 

Qualifizierte Verarbeiterinnen und Verarbeiter zu finden ist schwer – wir haben welche!

 

Johannes Zeilinger: Immer wieder hört man, dass es schwer ist, ausreichend qualifizierte Verarbeiterinnen und Verarbeiter für ökologische Baustoffe zu finden. Wie meisterst du diese Herausforderung?

 
Alois Hirschmugl: Durch Bewusstseinsbildung und Schulungen von VerarbeiterInnen. Durch Mundpropaganda bei den HandwerkerInnen finden wir immer wieder neue Partner. Die Kundschaft ist bereit, für die Leistung und das Produkt zu bezahlen; das müssen die Verarbeiterinnen und Verarbeiter aber oftmals selbst erst erfahren. Wenn sie das erlebt haben, erschließen sich ganz neue Zielgruppen.

 
Johannes Zeilinger: Was wäre notwendig, mehr Verarbeiterinnen und Verarbeiter für Naturbaustoffe zu begeistern?

 
Alois Hirschmugl: Zum Beispiel Demoprojekte, z.B. durch die öffentliche Hand. Große Demobauten zeigen den Verarbeitenden die Machbarkeit und gleichzeitig die Vorteile auf. Die Bewohnerinnen und Bewohner sehen und fühlen die Vorteile von Naturbaustoffen. Wir müssen wegkommen von dieser „Geiz ist geil!“-Mentalität hin zu „Gute Arbeit hat seinen Wert!“.

 

Innovationsnetzwerk natuREbuilt

 

Johannes Zeilinger: Das Clusterprojekt und Innovationsnetzwerk natuREbuilt hat das Ziel, für den mehrgeschossigen Wohnbau geeignete Konstruktionen aus regenerativen, rezyklierbaren, regionalen und resilienten Komponenten zu erarbeiten. Wie profitierst du als Projektpartner davon?

 
Alois Hirschmugl: Ich habe die im Projekt involvierten Menschen und deren Unternehmen besser kennengelernt. Ich habe festgestellt, dass bei vielen Partnern im Herzen die Nachhaltigkeit gelebt wird. Durch neue Produkte und Aufbauten hoffen wir, Naturbaustoffe im großvolumigen Wohnbau besser positionieren zu können!

 

Kooperationen sind immer sehr befruchtend

 

Johannes Zeilinger: Du warst ja schon oft in Cluster-Projekten dabei. Wie hast du die Kooperationen empfunden? Was sind die Vorteile von kooperativen Projekten?

 
Alois Hirschmugl: Die Kooperationen sind immer sehr befruchtend! Durch den gegenseitigen Austausch kommen neue Ideen und Impulse. Der Vorteil ist: Gemeinsam geht vieles leichter! Die Cluster-Mitarbeitenden sind zudem immer sehr bemüht uns zu unterstützen.

 

Keine Angst vor Naturbaustoffen!

 

Johannes Zeilinger: Ihr veranstaltet auch Seminare und Workshops. Was sind deine Erfahrungen daraus?

 
Alois Hirschmugl: Wir veranstalten immer wieder Seminare und Workshops zu Naturbaustoffen. Entweder speziell zu einem Baustoff oder zu mehreren verschiedenen. Firmenspezifische Schulungen bieten wir genauso an wie solche für Häuslbauer, also Private. Die Leute kommen vom Greifen zum Begreifen – das ist immer sehr schön zu beobachten! Die Teilnehmenden haben oftmals Angst davor, Naturbaustoffe einzusetzen. Sei es durch fehlende Kenntnis der Verarbeitung oder durch falsche Vorurteile. Diese Angst oder Skepsis nehmen wir den Teilnehmenden und sie sehen: Gesundes Arbeiten und Wohnen ist relativ einfach gestaltbar und umsetzbar!

 
Johannes Zeilinger: Dankeschön für deine Zeit und das Gespräch, Alois!

 

 

Hirschmugl KG ist seit 2007 Clusterpartner im Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich.

 

 

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