
Von Freundschaft, Liebe und Geld in der EU

13,7603 ist gleich 1. Kaum eine andere Rechnung wurde Anfang der 2000er-Jahre so oft in Österreich gestellt, wie die Umrechnung von Schilling in Euro.
Am 1. Jänner 1999 wurde der Euro in Österreich und in zehn anderen von damals 15 EU-Mitgliedsländern als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Zunächst als elektronische Buchwährung, drei Jahre später, 2002, in Form von Münzen und Scheinen. Aktuell haben 19 der 27 EU-Länder den Euro als offizielle Währung. Er brachte nicht nur Stabilität gegenüber anderen wichtigen Währungen und eine niedrige Inflationsrate im europäischen Raum, sondern auch eine gewisse Planbarkeit für Firmen, um somit ihre Geschäfte zu gleichen Konditionen durchführen zu können.
„Die Einführung des Euros war die größte Erleichterung, die der EU-Beitritt mit sich brachte“, hebt Susanne Brucha, Prokuristin von BRUCHA, die einheitliche Währung als größten Mehrwert des vereinten europäischen Wirtschaftsraumes hervor. „Damit fielen nicht nur Kosten, sondern auch Hemmnisse weg, wodurch man viel mutiger wurde, zu expandieren und sich in anderen Ländern niederzulassen.“ Entwicklungen gingen dadurch besser und schneller voran. Gaben den Unternehmen Schwung. Konkret bei BRUCHA lässt sich das an folgenden Zahlen festmachen: In den vergangenen zwanzig Jahren konnte das niederösterreichische Industrieunternehmen seinen Umsatz vervierfachen und erreichte 2019 mit 207 Millionen Euro eine Umsatz-Rekordmarke. „Der EU-Beitritt war ein absoluter Meilenstein – für uns, aber auch gesamteuropäisch betrachtet“, ist Brucha überzeugt.
Isolieren leicht gemacht
Doch zunächst einmal zurück zum Anfang: Begonnen hat die Erfolgsgeschichte von BRUCHA romantisch, mit einer Liebesgeschichte. Es war die Liebe eines Wieners zu einer Michelhauserin, die ihn dazu bewog, nach Niederösterreich zu ziehen. 1950 legte Firmengründer Josef Brucha als erster Isolierer die Meisterprüfung in Österreich ab und setzte damit den Grundstein für das heutige Unternehmen. Seit nun mehr als 70 Jahren und in bereits vierter Generation stellt das Familienunternehmen hochwertige Dämmstoffe für Industrie- und Gewerbebauten sowie für den Agrarhallenbau her. Zusätzlich werden Paneele sowie Türen und Tore für Kühlräume erzeugt. „Dämmstoffe und Technologien änderten sich im Laufe der Zeit. Was gleich blieb, ist die Kernkompetenz des Isolierens“, erklärt Susanne Brucha.
Von Niederösterreich um die ganze Welt
Und noch etwas mit Herz beflügelte den Konzern bei seinem wirtschaftlichen Erfolg: Die Freundschaft zu einem Unternehmen in Liechtenstein, mit dem bereits 1984 erste grenzüberschreitende Verkaufskontakte und in weiterer Folge in der Schweiz stattgefunden haben. „Wir sind miteinander groß geworden – jene Fleischerei ist mittlerweile zu einem multinationalen Großunternehmen gewachsen“, erzählt Brucha. Die Freundschaft bestehe nach wie vor – mehr als die wirtschaftliche Zusammenarbeit. „Da sowohl die Schweiz als auch Liechtenstein nicht zur EU gehören, sind die Exportbestimmungen noch immer sehr überladend“, verweist Brucha auf den dafür notwendigen Aufwand bei der Zollabwicklung.
Einfacher läuft es im vereinten Wirtschaftsraum der EU, bei dem BRUCHA seit über zwanzig Jahren kontinuierlich an Marktpräsenz zunimmt: Anfang der 2000er-Jahre lief der Export nach Deutschland und in sämtliche CEE-Staaten an und in weiterer Folge wurden Niederlassungen in Tschechien, Kroatien und der Slowakei sowie auf der ganzen Welt aufgebaut.
Der EU-Beitritt hat dabei vieles erleichtert und die Entwicklung besser und schneller vorangetrieben. „Das hat uns gutgetan“, fasst die Unternehmerin zusammen. 2011 produzierte und montierte BRUCHA mit über 600 Mitarbeitern Paneele, Kühlraumtüren und -tore und etablierte sich damit zum Marktführer in Österreich. Aktuell sind es weit über 700 Mitarbeiter und ein Exportanteil von über 50 Prozent. „Wir sind für alle Lebensmittelketten tätig, die in Europa beheimatet sind“, sagt Brucha zum aktuellen Status des Unternehmens und erzählt weiter: „Unsere Kunden nehmen uns auf ihren Expansionskurs mit. Das ist das Schöne: Wenn man eine gute Lieferanten-Beziehung aufgebaut hat, begleitet man einander beim Wachstum.“
„Österreich als Feinkostlager Europas“
Mittlerweile baut BRUCHA vom kleinen Kühlraum, von einer oder mehreren Kühlzellen bis hin zu ganzen Produktionsgebäuden. Auch viele Tiefkühll- und Hochregallager, die über 40 Meter in die Höhe gehen, werden zunehmend in Auftrag gegeben. „Österreich als das Feinkostlager Europas – das ist nicht nur ein Schlagwort“, spricht Brucha den Stellenwert des Landes und den damit verbundenen Marktmöglichkeiten an. Österreich sei ein Land, in dem grundsätzlich schon Wert auf hohe Qualität gelegt werde. Diesen Anspruch mache es einfacher, am europäischen und globalen Markt zu überzeugen. „Die besten Köpfe – und die haben wir – tragen zum Erreichen der Ziele bei. Gepaart mit unserem langjährigen Know-how und unserem Produkt sehen wir den weltweiten Lebensmittelbereich als Möglichkeit für uns, weiter zu wachsen“, so Brucha. In Amerika fasst das Unternehmen gemeinsam mit einer großen deutschen Lebensmittelkette aktuell Fuß. Im asiatischen Raum ebenso wie in Neuseeland und Amerika sei ein guter Markt für die Produkte von BRUCHA vorhanden. Dabei bleibt: „Niederösterreich ist nach wie vor unser Herzstück!“
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Dieser Beitrag wurde von der freien Journalistin Carina Rambauske verfasst, die im Auftrag von ecoplus mit Unternehmen und Unternehmerinnen in Niederösterreich gesprochen hat. Unter dem Leitsatz „Regional stark und international vernetzt“ werden Unternehmen aus Niederösterreich exemplarisch vor den Vorhang gebeten, um ein Resümee der Erfahrungen und Entwicklungen der vergangenen Jahre zu ziehen. Die Ansichten dieses Beitrages müssen nicht der Meinung von ecoplus entsprechen.