Kampf gegen Pflanzenkrankheiten im Klimawandel: Das Projekt StolREG
Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen: Höhere Temperaturen und längere Trockenperioden schwächen Kulturpflanzen wie Kartoffeln, Gemüse, Zuckerrüben und Weinreben. Diese Stressbedingungen machen die Pflanzen anfälliger für Krankheiten wie Stolbur und Syndrome Basses Richesses (SBR) – beides durch winzige Insekten, sogenannte Glasflügelzikaden, übertragene Erreger.
Die Zikaden leben nicht direkt auf den Kulturpflanzen, sondern bevorzugen Wildpflanzen wie Ackerwinde und Brennnessel. Von dort aus fliegen sie in die Felder und übertragen die Krankheitserreger. Herkömmliche Pflanzenschutzmittel wirken hier nur begrenzt, da die Insekten oft von außerhalb der Felder kommen. Deshalb setzt das Projekt StolREG des ecoplus Lebensmittel Cluster Niederösterreich auf einen integrierten Pflanzenschutz, der verschiedene Methoden kombiniert: Früherkennung, Prognosemodelle, biologische und mechanische Maßnahmen.
Erkenntnisse aus drei Anbausaisonen
In drei aufeinanderfolgenden Jahren wurden umfangreiche Feld-, Topf- und Gewächshausversuche durchgeführt. Dabei entstand ein Sortenkatalog mit besonders toleranten Kartoffelsorten. Auch Maßnahmen zur Förderung dieser Toleranz wurden untersucht.
Ein zentrales Ergebnis: Insektizide und Repellents zeigten nur geringe Wirkung gegen Stolbur. Erfolgreicher waren mechanische Maßnahmen, insbesondere im Weinbau. Dort konnten Begrünungsstreifen, die die Ackerwinde unterdrücken und gleichzeitig den Boden feucht halten, die Ausbreitung der Krankheit deutlich reduzieren.
Zusammenarbeit und Wirkung
Insgesamt arbeiteten elf Forschungseinrichtungen mit 20 Unternehmenspartnern aus den Bereichen Kartoffel, Gemüse, Zuckerrübe und Weinbau zusammen. Die Ergebnisse wurden in mehreren Workshops präsentiert und fanden auch international Beachtung. Besonders im deutschsprachigen Raum wurde das Projekt als Vorzeigebeispiel für kulturübergreifende Forschung wahrgenommen.
Die Projektleiterinnen und -leiter wurden zu Konferenzen in Deutschland eingeladen, um die innovativen Ansätze des integrierten Pflanzenschutzes vorzustellen. Auch der Austausch mit Fachleuten aus der Schweiz, Frankreich und Serbien wurde intensiviert.
Fazit: Vielfalt als Schutzstrategie
Eine zentrale Erkenntnis des Projekts ist die Anpassungsfähigkeit der Zikaden: Sie saugen an nahezu allen Blättern, was eine Bekämpfung erschwert. Daher ist eine kluge Fruchtfolge nicht nur für die Bodengesundheit wichtig, sondern auch zur Reduktion von Schädlingsdruck und Krankheitsrisiken.
Das Projekt StolREG, welches als Collective Research Branchenprojekt über FFG Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH aus Mittel des Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) gefördert wurde, zeigt eindrucksvoll, wie interdisziplinäre Forschung, internationale Zusammenarbeit und nachhaltige Anbaustrategien dazu beitragen können, die Landwirtschaft und die nachgelagerte Lebensmittelwirtschaft widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen.