Junger Mann mit dem Handy
westend 61/Uwe Umstätter
5. Dezember 2025

Wirtschaft und Sicherheit: Technopol Wiener Neustadt als Kompetenzzentrum für Sicherheit

Wiener Neustadt hat sich in den vergangenen Jahren zu einem führenden Standort mit Sicherheitskompetenz entwickelt. Unternehmen, Forschung und Ausbildung arbeiten hier eng zusammen, um Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden. Im Rahmen einer Pressekonferenz im Innovation Lab der FH Wiener Neustadt betonen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bürgermeister Klaus Schneeberger die strategische Bedeutung des ecoplus Technopol Wiener Neustadt. Stellvertretend für die Forschungskraft des Standorts präsentiert Michael Kitzmantel von der RHP-Technology GmbH Projekte zur Entwicklung hochleistungsfähiger Materialien für ballistischen Schutz. Marlies Bartel-Schlauf von der FOTEC Forschungs- und Technologietransfer GmbH forscht an intelligenten Filtersystemen, die Menschen in Krisensituationen vor chemischen und biologischen Gefahren schützen sollen. 

„Die geopolitische Lage macht deutlich, dass Europa sicherheitspolitisch eigenständiger werden muss. Das wurde erkannt: Daher steigen die Investitionen in Sicherheit deutlich – und das in Zeiten knapper Budgets. Das macht klar: Sicherheit ist auch ein Wirtschaftsfaktor, ein Innovationstreiber und ein Standortvorteil. Niederösterreich engagiert sich hier besonders stark. Wenn es um Sicherheit, Hightech und Innovation geht, führt kein Weg an Wiener Neustadt vorbei. Dieser Standort hat sich zu einem der bedeutendsten Kompetenzzentren Europas entwickelt und gemeinsam wollen wir diese Entwicklung weiter vorantreiben“, betont Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner

Bürgermeister Klaus Schneeberger: „In Wiener Neustadt fokussieren wir uns auf die Themen Luft- und Raumfahrt, Materialien-Tribologie-Oberflächen, Medizin-Gesundheit und zunehmend auch auf sicherheitsrelevante Technologien und Einrichtungen. Die Aktivitäten im Bereich der Luft- und Raumfahrt werden unter dem Begriff ‚Space Hub Wiener Neustadt‘ zusammengefasst. Als aktive Drehscheibe vernetzt der Space Hub Wiener Neustadt Forschung, Ausbildung und Wirtschaft – mit Fokus auf Forschung und Ausbildung. Dies alles ist ein Motor für Bildung, Forschung und Wirtschaft gleichermaßen.“ 

Geplant: COMET-Zentrum für Fertigungstechnologien 

Ein Zukunftsprojekt in Wiener Neustadt ist das COMET-Zentrum ECOSUM – European Competence Centre for Sustainable and Integrated Manufacturing, das im November 2025 bei der FFG zur Förderung eingereicht wurde. Geplant ist ein europäischer Forschungs- und Entwicklungshub für nachhaltige und integrierte Fertigungstechnologien. Das Zentrum soll Industrie, Wissenschaft und Ausbildung vernetzen, um neuartige Werkstoffe, digitale Produktionsprozesse und intelligente Bauteile zu entwickeln. Die Förderentscheidung wird im Juni 2026 erwartet. „Wir begleiten die Bewerbung eng und ziehen gemeinsam an einem Strang, damit Wiener Neustadt den Zuschlag bekommt“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bürgermeister Klaus Schneeberger

Innovationen aus Wiener Neustadt  

Die Forschungskraft vor Ort zeigt sich in Projekten wie der Entwicklung hochleistungsfähiger Materialien für ballistischen Schutz durch die RHP-Technology GmbH. Keramische Materialien wie Borkarbid und Aluminiumoxid schützen Menschen, Fahrzeuge und Helikopter vor Beschuss. Borkarbid wird häufig in Helikoptern oder Schutzwesten für Sondereinheiten eingesetzt, da es bei geringem Gewicht eine hohe Schutzwirkung bietet. Aluminiumoxid ist kosteneffizienter und vielseitig und wird oft für Fahrzeugpanzerungen verwendet. Beide Materialien werden in Platten oder Schichten verarbeitet und mit anderen Materialien kombiniert, um maximalen Schutz bei hoher Beweglichkeit zu bieten. „Keramische Einsätze aus Borkarbid und Aluminiumoxid sind das Rückgrat moderner Schutzsysteme – sie verbinden höchste Sicherheit mit geringem Gewicht und ermöglichen so effektiven Schutz für Menschen und Maschinen“, erläutert Michael Kitzmantel, Managing Director RHP-Technology GmbH. 

Bei einem weiteren Beispiel aus Wiener Neustadt geht es um den Schutz von Soldaten und auch der Bevölkerung, wenn chemische oder biologische Gefahrstoffe in der Luft liegen. Die FOTEC Forschungs- und Technologietransfer GmbH, das Forschungsunternehmen der Fachhochschule Wiener Neustadt, forscht seit 2021 an der Weiterentwicklung von Spezialfiltern, sogenannten ABC- bzw. CBRN-Filtern, die schädliche Stoffe aus der Atemluft abfangen und die Versorgung von Schutzräumen oder Schutzfahrzeugen mit sauberer Frischluft gewährleisten. „Bisherige ABC-Filter werden nach einer festen Zeit ausgetauscht, unabhängig davon, ob sie einem Schadstoff ausgesetzt wurden oder nicht“, erklärt Chemikerin Marlies Bartel-Schlauf von der FOTEC. „Wir wollen ABC-Luftfilter entwickeln, die erkennen, ob sie belastet wurden und wie aktiv sie noch sind, und die sich selbst zumindest teilweise wieder auffrischen und entgiften können. Diese Selbstregeration soll im Betrieb möglich sein, also ohne die Luftfilter auszubauen“, führt Bartel-Schlauf weiter aus.  

Wiener Neustadt ist neben Krems, Tulln und Wieselburg einer von vier Technopolen, die ecoplus als Wirtschaftsagentur des Landes betreut. „Die vier Technopole sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit bei ecoplus. Hier gestalten wir die niederösterreichische Innovationslandschaft mit. Zentral sind die Technologie- und Forschungszentren, die laufend weiterentwickelt werden. Sie bieten technologie- und forschungsorientierten Unternehmen moderne Büro- und Laborflächen sowie die Chance, Synergien für Innovationen zu nutzen. Aktuell stehen im TFZ Wiener Neustadt noch freie Flächen zur Verfügung“, informiert ecoplus Geschäftsführer Helmut Miernicki.  

Die Technopole bilden gemeinsam mit den Clustern und Plattformen das „NÖ Innovationsökosystem“, kofinanziert von der Europäischen Union. 

Ihr Kontakt für weitere Rückfragen:

Markus Steinmaßl

Leiter Unternehmenskommunikation
E: m.steinmassl@ecoplus.at