Dame arbeitet mit kleinen Pflanzen in Teströhrchen
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Biomethan-Initiative - Der Weg zum Erneuerbare-Gase-Gesetz

Die Energiewende in Österreich erfordert eine tiefgreifende Transformation der Energieversorgung. Der Energiemasterplan der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sieht in Biomethan einen zentralen Baustein zur Dekarbonisierung und zur Sicherung der Energieversorgung. Biomethan gilt als klimaneutraler Energieträger, der aus biogenen Reststoffen gewonnen wird und fossiles Erdgas ersetzen kann. Die Wirtschaftskammer fordert klare rechtliche Rahmenbedingungen, eine technologieoffene Förderung und die Integration von Biomethan in bestehende Infrastrukturen. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu erhalten und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen. 

Ausgangslage

Das Regierungsprogramm 2025–2029 greift diese Zielsetzungen auf und formuliert konkrete Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Gase. Bis 2030 sollen jährlich 6,5 Terawattstunden (TWh) erzeugt werden, wobei Nachhaltigkeitskriterien und die Vermeidung von Ressourcenkonflikten zentrale Anforderungen sind. Die Bundesregierung plant ein jährliches Förderbudget und setzt auf marktbasierte Instrumente wie das Fördermodell Contracts for Difference (CfD), um stabile Energiepreise zu gewährleisten.  

Die Maßnahmen sind eingebettet in eine umfassende Strategie, die auch Energieeffizienz, industrielle Transformation, Gebäudesanierung und Netzausbau umfasst. Erneuerbare Gase sollen dabei nicht nur zur Versorgungssicherheit beitragen, sondern auch neue wirtschaftliche Impulse setzen. 

Aktivitäten

Die Biomethaninitiative der ecoplus Plattform Green Transformation und Bioökonomie zeigt, dass Niederösterreich über erhebliche Potenziale zur Erzeugung von Biomethan verfügt. Laut Studien des Instituts für Industrielle Ökologie könnten jährlich zwischen 3,7 und 4,2 TWh Biomethan aus Reststoffen mobilisiert werden. Das entspricht rund einem Viertel bis einem Drittel des niederösterreichischen Gasverbrauchs. Die Substrate stammen aus fünf Hauptkategorien: pflanzliche und agrarische Reststoffe (1,38–1,51 TWh), Wirtschaftsdünger (1,34–1,44 TWh), kommunaler Biomüll und Grünschnitt (0,58–0,63 TWh), Lebensmittelabfälle (0,29–0,5 TWh) sowie Klärschlamm (0,12–0,13 TWh). 

Die Studie zeigt, dass diese Potenziale wirtschaftlich und ökologisch darstellbar sind. Die geographische Verteilung wurde auf Gemeindeebene analysiert, um Hot-Spot-Regionen für die Errichtung von Anlagen zu identifizieren. Besonders hohe Potenziale wurden in den Bezirken Amstetten, Mistelbach, St. Pölten, Zwettl und Gänserndorf festgestellt. Insgesamt könnten 91 Anlagen mit einem Investitionsvolumen von rund 748 Millionen Euro errichtet werden. Davon entfallen 71 % auf landwirtschaftliche Anlagen, 19 % auf kommunale und 10 % auf gewerbliche Anlagen. 

Die Umsetzung erfordert eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Betrieben, Energieversorgern und politischen Entscheidungsträgern. Die Studie empfiehlt unter anderem die Nutzung von Gärresten als Dünger, die Identifikation geeigneter Einspeisepunkte ins Gasnetz und die Anhebung der UVP-Grenzen zur Vereinfachung von Genehmigungsverfahren. Die vorhandene Gasinfrastruktur in Niederösterreich bietet gute Voraussetzungen für die Einspeisung und Verteilung von Biomethan. Damit kann das Land nicht nur zur Erreichung der nationalen Klimaziele beitragen, sondern auch seine regionale Wertschöpfung und Versorgungssicherheit stärken. 

Fazit/Ausblick

Ein gezielter Ausbau der Biomethanproduktion in Niederösterreich bietet erhebliche volkswirtschaftliche Vorteile. Die Plattform Green Transformation und Bioökonomie hat die Effekte in einer volkswirtschaftlichen Analyse zusammengefasst: Der Bau von rund 70 Biomethananlagen mit je 56 GWh Leistung würde Investitionen von über 1 Mrd. € auslösen, wobei mehr als drei Viertel der Wertschöpfung im Land verbleiben. Zusätzlich würden rund 2.000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert, insbesondere im ländlichen Raum. Die laufenden Effekte – etwa durch Netzeinspeisung – werden auf rund 300 Mio. € jährlich geschätzt. 

Darüber hinaus entstehen neue Geschäftsmodelle im Umfeld der Bioökonomie, etwa durch regionale Innovationsnetzwerke wie jenes in Melk/Scheibbs. Die Rückführung von Gärresten als Dünger für die Landwirtschaft stärkt regionale Stoffkreisläufe und reduziert den Bedarf an mineralischen Düngemitteln. Biomethan leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Energiewende, sondern auch zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums. Die Umsetzung der Biomethanstrategie in Niederösterreich ist ein Beispiel dafür, wie Klimaschutz, Wirtschaft und Versorgungssicherheit sinnvoll miteinander verbunden werden können.