Circular economy
Denken in Kreisläufen

Kreislaufwirtschaft

Die eigene Wirtschaftsweise an der Natur zu orientieren, bedeutet, in geschlossenen Kreisläufen zu denken. In funktionierenden Ökosystemen bleibt nichts über – jeder „Reststoff“, den ein Lebewesen erzeugt, wird von einem anderen verwertet. Um die Vision der Kreislaufwirtschaft zu realisieren, muss dieses Vorbild in die stofflichen Transformationen eines Wirtschaftsraums übersetzt werden, indem die bisher meist linearen Verwertungsketten zu Kreisläufen geschlossen werden.

Die Plattform für Green Transformation und Bioökonomie hat sich zum Ziel gesetzt, das Denken in solchen Kreisläufen in die Breite zu tragen: zu den niederösterreichischen Betrieben, zu den Supply-Chain-Managern, zu den Abfall- und Umweltbeauftragten. Nach dem Vorbild natürlicher Ökosysteme kann der Reststoff des einen zum Wertstoff des anderen werden. Auch die kommunale Abfallsammlung stellt eine wichtige stoffliche Ressource dar. Nicht zuletzt ist die Stadt Wien, die vom Flächenbundesland Niederösterreich umschlossen wird, mit ihren zahlreichen Haushalten und Unternehmen eine nahezu unerschöpfliche Rohstoffquelle für ein eng geflochtenes Kreislaufwirtschafts-Netzwerk.

Zur Verwirklichung dieser Vision sind schon zahlreiche Bausteine in Niederösterreich vorhanden:

  • Am Technopol Wieselburg wurde viel Wissen zur kaskadischen Nutzung biogener Ressourcen aufgebaut und der Umgang mit landwirtschaftlichen Reststoffen darin eingebettet.

  • Am FH Campus Wieselburg, im Lebensmittel- und im Kunststoff-Cluster hat man gelernt, Lebensmittelreststoffe (und -verpackungen) als wertvolle Ressource zu begreifen und neuartige Verwertungswege für sie zu finden. Im Projekt „Stop Waste-Save Food“ wurde beispielswiese erarbeitet, wie durchdachte Verpackungslösungen helfen können, Lebensmittelabfälle zu reduzieren.

  • Im PlasTexTron Netzwerk und insbesondere im Projekt „Tex2Mat“ hat man erarbeitet, wie man Textilreste, wie sie in der Textilproduktion unvermeidlich anfallen, wieder in die Faserherstellung zurückfließen lassen kann – auch dann, wenn dabei verschiedene Polymersorten miteinander vermischt vorliegen.

  • Im Rahmen des Kunststoff-Cluster-Projekts „Vom Reststoff zum Wertstoff“ konnten zahlreiche Betriebe lernen, wie man ein Abfallwirtschaftskonzept dazu verwendet, bisher unbeachtete Materialströme zu identifizieren und nutzbar zu machen und gleichzeitig den eigenen CO2-Fußabdruck zu errechnen.

  • Am Technopol Tulln haben mehrere Forschungsgruppen über viele Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Umweltbiotechnologie gesammelt und können mikrobielle Prozesse zur Behandlung von Abfall und Abwasser und zur Herstellung von Biogas verwenden.


Das Netzwerk der in diese Aktivitäten involvierten Betriebe umfasst Unternehmen der Lebensmittel-, Textil-, Kunststoff- und Automobilzulieferindustrie, Compoundierer, Anbieter von Recycling-Anlagen, landwirtschaftliche Betriebe und viele mehr.

Der Umsetzung der Vision stehen gegenwärtig noch gewichtige Herausforderungen gegenüber: Vielfach werden in den Marktpreis eines Produkts die Kosten des gesamten Lebenszyklus noch nicht miteingerechnet. Zielbranchen wie die Automobilindustrie stellen sehr hohe Qualitätsanforderungen an ihre Zulieferbetriebe, die mit Recycling-Material nicht immer erfüllt werden können. In vielen Branchen muss das Bewusstsein für die Werthaltigkeit der „Reststoffe“ erst geschaffen und ein Produktdesign nach ökologischen Kriterien vorangetrieben werden.

Beispiele