Berufsbilder in der Lebensmittelbranche: LAPRO Stockerau
Christian Burger ...
ist Geschäftsführer der LAPRO Stockerau.
"Together we can improve the world"
Herr Burger, Erdäpfel und Zwiebel sind ein wichtiges Grundnahrungsmittel in Österreich. Ihre Vertragsbauern bewirtschaften eine der wichtigsten Anbauflächen des Landes für diese Produkte, das niederösterreichische Weinviertel. Mit wie vielen Landwirten arbeiten Sie zusammen und welche Mengen werden hier produziert? Was macht den klassischen Weinviertler Erdäpfel aus?
Wir arbeiten in Summe mit ca. 250 Landwirten zusammen, davon sind die meisten aus dem Weinviertel.
Der leichte, sandig-lehmige Boden liefert wortwörtlich den besten Grund für den hochwertigen Geschmack der Erdäpfel und das pannonische Klima mit seinem relativ trockenen, heißen Sommer begünstigt die erstklassige Qualität. Mit den beiden anderen wichtigen Kulturpflanzen der Region, dem Wein und dem Getreide, symbolisiert der Erdapfel die genussvolle Vielfältigkeit im Land und lädt zu einem Besuch ein.
Können Sie uns kurz Ihren Ausbildungsweg beschreiben? Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Nach dem Gymnasium in Gänserndorf habe ich 1 Jahr die Fachschule Obersiebenbrunn und danach 5 Jahre die HBLA Francisco Josephinum in Wieselburg besucht.
Die Faszination an meinem Beruf ist jene, dass ich durch meine Tätigkeit einen wesentlichen Part in der Vermarktung der Kartoffeln beitragen kann. Dadurch wird Wertschöpfung in der Landwirtschaft generiert. Ich versuche durch professionelle Zusammenarbeit mit den Landwirten und mit unseren Mitarbeitern ein gutes Produkt für den Konsumenten zu produzieren. Unsere Produkte (Kartoffeln und Zwiebeln) sollen Spaß machen, sehr gut schmecken und professionell produziert sein. Diese professionelle Produktionsweise schließt natürlich auch eine möglichst umweltschonende Produktionsweise mit ein.
Welche Aufgaben sind charakteristisch für einen Ihrer typischen Arbeitstage?
Das spannende aber auch herausfordernde an meiner Tätigkeit ist, dass ich in der Früh bei Arbeitsbeginn sehr oft nicht weiß, was der Tag für mich bringt.
Es gibt viele tägliche Herausforderungen, die möglichst gut bewältigt werden müssen, das ist sehr spannend, aber auch sehr fordernd.
Sie haben bereits vor einigen Jahren damit begonnen eine Strategie für nachhaltige Energiegewinnung umzusetzen. Hackschnitzelheizung, Photovoltaikanlage und E-Autos im Fuhrpark sind perfekt für den Einsatz von regenerativen Energien. Sie nutzen diese schon seit einigen Jahren. Was war Ihre Motivation zum Umstieg und welche Erfahrungen haben Sie hiermit gemacht?
Neben den wirtschaftlichen Aspekten ist auch die Weiterentwicklung der Lapro ein wichtiges Argument für uns diese Dinge voran zu treiben. Ich habe seit Kurzem auch privat ein Elektroauto im Einsatz und bin damit sehr zufrieden.
Die Erfahrungen mit den Veränderungen sind durchwegs positiv, auch wenn es oft schwierig ist, diese in die bestehenden Strukturen einzubauen.
In Österreich sind Bioprodukte sehr beliebt. Viele Konsumenten legen großen Wert auf Anbau und Herkunft. Wie schätzen Sie die Entwicklung und die Bedeutung von Bioprodukten für Wirtschaftsweise und Marktsituation sein?
Auch in der Lapro ist der Anstieg der Bioprodukte in den letzten Jahren gewaltig. Das ist wichtig und wir sehen das auch als grundsätzlich sehr gute Entwicklung.
Allerdings muss man auch im Biobereich aufpassen, dass es nicht zu einer massiven Überproduktion kommt, denn dann geschieht das gleiche, was überall passiert, wenn so eine Marktsituation eintritt. Nämlich fallende Preise und großer Druck auf die Märkte. Deshalb ist es auch im Biobereich wichtig, die Flächen und Mengen genau zu planen.
Ich denke auch, dass es keinen Widerspruch zwischen Bio- und konventioneller Landwirtschaft geben sollte, beide Produktionsweisen haben ihren Platz in der österr. Marktlandschaft.
Leider ist dies aber in der Praxis nicht immer der Fall, die Spannungen erlebe ich öfters. Auch die konventionelle Landwirtschaft hat in der Vergangenheit sehr gute Entwicklungen (Entwicklung neuer Keimhemmungsmethoden, neue innovative Sorten, Jahreslieferung bei Kartoffeln und Zwiebeln) geschafft und entwickelt sich ständig weiter.
Welche Vision zeichnen Sie für eine nachhaltige Wirtschaftsweise und den Umgang mit wichtigen Ressourcen für die kommenden 15 Jahre?
Das ist gerade in der aktuellen Situation eine sehr gute und wichtige Frage. Aus meiner Sicht müssen wir es schaffen, mehr vermarktungsfähige Ware vom Feld in die Packung zu bringen.
Dazu ist es entscheidend, dass wir Sorten finden, die mit den veränderten Witterungssituationen besser umgehen können. Da werden wir auch das eine oder andere Tabu brechen müssen, was Aussehen usw. der Kartoffeln betrifft.
Für so schwierige Kulturarten wie es Kartoffeln und Zwiebeln nun einmal sind, wird es notwendig sein, die ganze Erfahrung und Kompetenz der Landwirte und allen die in der Produktionskette beschäftigt sind, zu nutzen und moderne Produktionsabwicklungen in der gesamten Wertschöpfungskette zu entwickeln.
Ich denke auch, dass die Arbeit der Landwirte und der Dienstleister in der Vergangenheit viel zu wenig Wert geschätzt wurde, dies wird sich aber auf Grund auch der aktuellen Ereignisse ändern.
Die Landwirtschaft ist in Wahrheit einer der wichtigsten Bausteine, wenn man Klimaschutz ernst meint und der Ansatz für positive Veränderungen liegt auch hier.
Das muss allen klar sein, das muss aber auch allen etwas Wert sein und darüber müssen und werden wir in der Zukunft noch viel mehr diskutieren.
Wir wünschen Ihnen in Ihrer Funktion weiterhin viel Erfolg!