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Berufsbilder in der Lebensmittelbranche: Peter Kadla, Bio-Lutz GmbH

Biologische Landwirtschaft und regionale Produkte spielen bei Bio-Lutz in allen Bereichen die Hauptrolle. Wie haben Sie die letzten Wochen als regionaler Lebensmittelproduzent erlebt? Haben sich Wertschätzung und Kaufverhalten von Konsumenten verändert?

Speziell durch die Corona-Situation hat sich das Kauf- und Konsumverhalten der Kunden schon deutlich verändert. So war offensichtlich die gesunde Ernährung ein stärkeres Bedürfnis, als das Bedürfnis einen Urlaub zu machen. Damit ist das Urlaubsbudget auch in Lebensmittel geflossen. Davon profitieren vor allem regionale Anbieter, da ja bekannterweise der Bewegungsradius der Menschen durch die Corona-Maßnahmen deutlich eingeschränkt war und noch weiterhin ist. Die Regionalität wird in letzter Zeit oft als neue Erkenntnis zu einer besseren Lebensweise präsentiert, vor allem in Krisensituationen. Das stimmt grundsätzlich auch, da nur eine starke Region, die imstande ist alle Grundbedürfnisse der Menschen zu befriedigen, auch ausreichend Stabilität bietet, die in unsicheren Zeiten besonders wertgeschätzt wird.

Dennoch fehlt aus unserer Sicht ein ganz wesentlicher Aspekt in dieser Betrachtung: Regionalität greift für eine nachhaltige Wertschöpfung viel zu kurz, wenn diese nicht kompromisslos mit ökologischer Produktion einhergeht. Besonders im Bereich der Lebensmittelproduktion ist damit eine kontrolliert biologische Herkunft unabdingbar! Man braucht sich nur das Bild vor Augen zu führen, was eine konventionelle Intensivlandwirtschaft imstande ist, in einem funktionierendem Ökosystem zu vernichten. Bienensterben durch Insektizide, unbrauchbares Trinkwasser, weil Nitratverseucht, Lebensmittel, die dem Namen nicht gerecht werden und somit auch keinesfalls Mittel zum Leben sein können, etc.!

Wollen wir das wirklich in unserer unmittelbaren Nähe haben? Meine Vorstellung von Regionalität impliziert in jedem Fall, dass die Region in der ich lebe, auch lebenswert ist und bleibt. Dass ich gerne hier lebe und nicht, dass ich hier leben muss! Das gelingt ausschließlich durch verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur: Also BIO!

 

Welche Aufgaben im Unternehmen haben Sie übernommen? Welche Ausbildung haben Sie durchlaufen?

Ursprünglich komme ich aus der Gastronomie und habe demnach auch die Ausbildung bis hin zur Konzessionsprüfung erfolgreich abgeschlossen. Nach 17 Jahren in dieser sehr fordernden Branche beschloss ich etwas Neues auszuprobieren, zumal unsere erste Tochter zur Welt kam und vier weitere Kinder folgten.

Der Bio-Pionier und Unternehmensgründer Leopold Lutz suchte zu diesem Zeitpunkt Anfang 2014 eine Neubesetzung für die Geschäftsleitung bei Bio-Lutz. Der Einstieg in die für mich neue Branche war nicht immer leicht, doch war immer zu spüren, dass wir etwas sehr Sinnvolles machten und es sich immer lohnte, konsequent den nächsten Schritt zu gehen.

Es war einiges an Ausdauer und auch an „Lehrgeld“ erforderlich, doch mit zunehmender Erfahrung sollte auch der Erfolg nicht ausbleiben.

Seit 2011 ist Mag. Robert Lutz Inhaber, Bio-Bauer und Geschäftsführer bei Bio-Lutz. Gemeinsam mit einem Team von mittlerweile über 30 Menschen entstanden neue Geschäftsbereiche, die neben dem seit 1980 bestehenden Bio-Hofladen und dem Lieferfrischdienst für Biogemüse auch eine Schälproduktion für küchenfertiges Bio-Gemüse und eine Bio-Einlegeproduktion umfassen. Unsere Bio-Einlegegemüse und Bio-Salate sind über die Landesgrenzen hinaus beliebt und nehmen in unserem Produktsortiment eine immer bedeutendere Rolle ein.

 

Welche Voraussetzungen muss man für Ihren Beruf mitbringen? Sind spezielle Interessensgebiete sinnvoll?

Voraussetzung ist, wie für viele andere Berufe auch, ernsthaftes Interesse an der Tätigkeit und nicht der Verdienst im Vordergrund. Es gibt bestimmt viele Branchen und Berufe, wo man bei selbem Einsatz wesentlich mehr verdienen kann. Jedoch gibt es kaum Branchen, die so sinnerfüllend sein können, wie die Biobranche. Das ist eine große Familie, wo jeder jeden kennt und sich auch alle gegenseitig hochheben und weiterhelfen. Dieser unvergleichliche Zusammenhalt gibt auch in den anstrengenden Phasen, die die Lebensmittelbranche unausweichlich mit sich bringt, die nötige Kraft, um all die Herausforderungen mit der gebotenen Gelassenheit zu meistern.

Die Kurzfristigkeit und Spontanität der Lebensmittelbranche ist kaum mit einer anderen zu vergleichen. Hier war es gut, dass ich bereits Erfahrung im Umgang mit Stress aus der Gastronomie mitbringen konnte. In einer Betriebsgröße von rund 30 Menschen wird auch immer wieder an den Strukturen gezerrt. Man sitzt nicht im stillen Büro und geht pünktlich nach Hause, da es jeden Tag neue Aufgaben zu lösen gibt. Das kann für Menschen mit schwachen Nerven zu viel des Guten sein, für die Geeigneten ist es der notwendige Adrenalinkick, der am Ende eines ausgedehnten Tages für wohlige Zufriedenheit sorgt.

 

Welche Anforderungen bringt ein typischer Arbeitstag mit sich?

Der tägliche Kontakt mit unseren Kunden – vorwiegend am Telefon – und Lieferanten, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Damit verbunden entsteht ein soziales Netzwerk, das natürlich auch gepflegt werden will. Die Herausforderung dabei ist, unabhängig von der Umsatzgröße des Kunden oder auch Lieferanten, diese als Menschen mit ihren liebenswerten Eigenschaften wahrzunehmen. Jeder soll gleichbehandelt werden und alle sollen die Gewissheit spüren, Teil dieses Entstehungsprozesses zu sein.

Denn die Arbeit in der Biobranche ist ein fortwährender Prozess, der mit jedem Tag neue Erkenntnisse mit sich bring und allen Beteiligten die Bestätigung, das Richtige zu tun.

So ist es immer wieder eine Selbstverständlichkeit, dass manche Lebensmittel nicht mehr oder noch nicht verfügbar sind. Das kann durch witterungsbedingte Einflüsse sein oder ganz einfach, weil die Saison zu Ende ist.

Das darf nicht nur sein, sondern ist von jenen Menschen, die biologische Landwirtschaft leben, oder diese zumindest zu verstehen versuchen, auch eine logische Konsequenz. Es kann nicht immer alles geben. Wer Erdbeeren im Winter will, der hat noch einiges vor sich, wenn er sich auf den Weg macht, die Natur verstehen zu wollen.

So bringt der Alltag, um die Frage zu beantworten, auch immer wieder entrüstete Kunden mit sich, die nicht verstehen können, dass Ware die sie doch schon so lange vorbestellt hätten, plötzlich nicht lieferbar sei, nur wegen ein paar Hagelkörner. In den letzten Jahren hat sich die Bevölkerung jedoch sehr positiv entwickelt und durch ernsthaftes Interesse an den Produkten auch verstanden, dass alles seine Zeit hat und deshalb saisonale Produkte auch mal nicht verfügbar sind.

 

Welches ist Ihr persönliches Lieblingsprodukt aus Ihrem Unternehmen? Und wie würden Sie das Produkt jemanden beschreiben, der es noch nie gekostet hat?

Mein persönlicher Favorit ist neben dem unzähligen Gemüsereichtum, welches ich als Vegetarier liebe, unser Traube-Hollerbeersaft. Wer früher mal bei Oma einen so genannten Hollerkoch bekommen hat, der weiß wovon ich hier schwärme. Der unvergleichliche Geschmack dieser außergewöhnlich gesunden Beeren bleibt einem immer in Erinnerung, wenn man diesen einmal genossen hat.

Dass unser herausragender Bio-Rote Rübensalat mittlerweile in tausenden Gläsern abgefüllt wird, spricht natürlich auch für sich. Der darf halt in keinem Haushalt fehlen, genauso wie unsere knackfrischen Bio-Jausengurkerl, für die wir sehr oft von unseren Kunden liebevolle Zuschriften erhalten.