SuessCo Sensor im Einsatz

High-Tech Sensoren für den Bau aus NÖ - Interview mit Ernst Windhör, SuessCo Sensors GmbH

Portraitfoto Ernst Windhör

Was passiert, wenn sich ein Physiker, ein Betriebswirt und ein Baumeister treffen?

Klingt wie der Beginn eines Witzes, ist aber voller Ernst. So startet die Geschichte einer innovativen Sensortechnologie und damit des Unternehmens SuessCo Sensors GmbH, Partner des Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich. Clustermanagerin Michaela Smertnig sprach mit Geschäftsführer Ernst Windhör über die Technologie, deren Einsatzgebiete und was das Clusternetzwerk dazu beitragen kann.

 

Michaela Smertnig: Lieber Ernst, bitte stelle Dich und das Unternehmen kurz vor.

 
Ernst Windhör: Mein Name ist Ernst Windhör und bin Mitbegründer und Geschäftsführer der SuessCo Sensors GmbH. Zu dritt haben wir 2018 das Unternehmen gegründet. Wir drei sind: der Physiker und Universitätsprofessor Dieter Süß, der Bauunternehmer Herbert Heigl/Heigl Bau GmbH und ich mit Managementerfahrung aus dem Bankensektor kommend.

Mit unseren verschiedenen beruflichen Hintergründen entwickelten wir eine Sensorik aus einer Kombination aus Magnetfeldsensorik und KI (künstlicher Intelligenz). Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, ob im Bauwesen, in der Medizin oder bei erneuerbarer Energieproduktion. Für den Bausektor haben wir Sensoren mit KI entwickelt, die das Monitoring z.B. von Rissen an Gebäuden aber auch für Infrastrukturbauwerke vereinfacht, womit sich die Lebensdauer erhöhen und Kosten reduzieren lassen. Es werden unterschiedliche Daten und Parameter erfasst, diese werden sicher transferiert, analysiert und in einem Dashboard mit individuell anpassbaren Alarmierungen in Echtzeit übersichtlich bereitgestellt – individuell, äußerst genau und verlässlich.

 

Vom Feiern zur Innovation

  

Michaela Smertnig: Ihr seid ein junges Unternehmen, besteht seit 2018. Erzähl mir genauer, wie es dazu gekommen ist?

 
Ernst Windhör: Herbert, Dieter und ich kennen uns schon länger – also schon seit unserer Jugend. Bei privaten Treffen haben wir uns oft über unsere Bedarfe in unseren Berufen und Freiwilligentätigkeiten ausgetauscht. So wälzten wir immer wieder Ideen, um für unsere Themen Lösungen zu finden.
Dieter hat schon viele Projekte und Innovationen über das Christian Doppler-Labor „Advanced Magnetic Sensing and Materials" gemacht, wie ABS-Systeme für den Automotivebereich, aber auch für die Festplattenindustrie und die Aufzugindustrie, dort ist Magnetfeldsensorik im Einsatz. Wir überlegten, wie wir diese Technologie noch weiteren Branchen zugänglich machen können. Herbert hatte damals den Auftrag, Risse bei Bauwerken zu überwachen und erzählte, wie umständlich das umgesetzt wurde, mit Fotos machen und diese vergleichen. Das war das Entstehen unserer Bauwerksmonitoring-Sensorik.

 

Über Sensoren ...

 

Michaela Smertnig: Erzähl mehr über Eure Produkte, was diese können bzw. was sie so einzigartig macht?

 
Ernst Windhör: Unsere Hauptinnovation ist der 6D Positionssensor, der erste Sensor weltweit, der sowohl Verschiebungen in x, y, z als auch rotatorische Bewegungen (Verdrehungen/Verkippungen) um alle drei Achsen mit sehr hoher Genauigkeit (50µm bei Verschiebungen, 0,1° in den Eulerwinkeln) messen kann. D.h. Einsatzgebiete sind Rissmonitoring bzw. überall, wo Verschiebungen und Verdrehungen überwacht werden sollen.

Der wireless Betonsensor wird zur Qualitätssicherung im Betonbau eingesetzt, misst die Temperatur, benötigt keine Kabelverbindung zum Auslesegerät und kann auch mit passiver Stromversorgung ausgestattet werden.

Der GPS-Sensor misst absolute Positionen und deren Änderungen auf 2 mm genau.

Die Datenübertragung erfolgt über sichere Methoden (LTE-M, NB-IOT, LoRa, Bluetooth) in eine Datenbank. Sie sollen dem Nutzer, der Nutzerin möglichst einfach zur Verfügung gestellt werden. Daher haben wir auch ein Dashboard entwickelt. Über Alarme können Grenzwertüberschreitungen unmittelbar gemeldet werden. In die Plattform können zudem noch andere Sensoren integriert werden, z.B. Temperatur- und Feuchtesensoren.

  

... und deren Einsatzgebiete

 

Michaela Smertnig: Für welche Einsatzgebiete habt Ihr Eure Produkte vorgesehen?

 
Ernst Windhör: Vor allem für Infrastrukturbetreiber, die Bauindustrie, Betreiber historischer Gebäude (z.B. Burghauptmannschaft, Diözesen usw.) aber auch für Staumauern, Brückenbauwerke und Tunnelbauten. Im Bauwesen sind das vor allem Situationen, wo ein Bauzustand überwacht werden soll. Derzeit wird das noch zu einem großen Teil „analog“ oder mittels herkömmlicher Sensorsysteme bewerkstelligt, die jedoch kostenintensiv und wesentlich aufwendiger zu installieren sind und überwacht werden müssen.
Unsere wesentlichsten Partner kommen aus den Bereichen Vermessung und Bauingenieurwesen – sie setzen die Sensoren und Plattform für ihre Kundinnen und Kunden ein.

Wir adressieren mit unseren Sensorsystemen im weiteren Betrachtungsfeld eigentlich alle Industriebereiche, insbesondere auch jene, die Anlagen benutzen, wo es Bewegungen zu überwachen gilt, wie z.B. Vibrationen bei Tanks, Kraftwerkskavernen, Sendemasten und Windkraftanlagen. Hier sind wir für weitere Ideen hinsichtlich Einsatzbereiche gerne offen!

 

Fokus auf Vertrieb, Produktion und Internationalisierung

 

Michaela Smertnig: Wo steht Ihr derzeit und wie geht’s weiter?

 
Ernst Windhör: Unsere Produkte sind fertig entwickelt. Die Patentanmeldungen laufen teilweise noch, EU und USA haben wir bereits. Wir haben auch schon einige Referenzkunden, z.B. die ÖBB, das Land NÖ, die Stadt Wien, Unternehmen wie die STRABAG und PORR, aber auch die Burghauptmannschaft und Diözese St. Pölten. Die meisten setzen die Sensoren bei Brücken, Tunnels, Hallen, historischen Gebäuden zur Beweissicherung und zum Monitoring ein.
Mittlerweile sind wir 5 Personen im Kernteam, ergänzt um weitere Personen, die teilweise für uns arbeiten, z.B. im Marketing, IT, Montage etc.
Weitergehen soll es jetzt mit Fokus auf Vertrieb und Produktion in großen Stückzahlen sowie mit zunehmender Internationalisierung. Weltneuheiten müssen halt auch bekannt gemacht werden!

 

Wie rasch werden Infrastrukturen digitalisiert?

 

Michaela Smertnig: Welche Herausforderungen seht Ihr als Unternehmen in den nächsten Jahren auf euch zukommen?

 
Ernst Windhör: Derzeit geht’s darum, unsere Produkte in den angesprochenen Branchen bekannt zu machen. Die Frage, wie rasch Infrastrukturen digitalisiert werden, das treibt uns an. Die Herausforderung besteht aktuell darin, geeignetes Personal zu finden. Wir suchen aktuell jemanden für den internationalen Vertrieb. Durch die Nähe zur Wissenschaft haben wir zwar Zugang zu Top-Researchern, jedoch im Bereich Vertrieb, Marketing und IT haben wir die gleichen Themen punkto Personal wie alle andere Unternehmen derzeit auch. Also wir freuen uns, wenn jemand Interesse hat, bei uns mitzuarbeiten!

 

Ein Netzwerk ist wichtig

 

Michaela Smertnig: Wie stehst Du bzw. wie steht ihr zum Cluster und zu Kooperationen?

 
Ernst Windhör: Von Kooperation halte ich sehr viel – denn so ist auch unser Unternehmen entstanden. Was wir als Start-up suchen ist der Kontakt zur Branche, den Austausch mit Personen anderer Unternehmen, um Außensichten zu erhalten und Bedarfe kennenzulernen. Wir können Sensorik und Know how liefern.
Ein Netzwerk ist sehr wichtig, daher sind wir seit 2020 auch Mitglied im Bau.Energie.Umwelt Cluster NÖ. Das Speed Dating beim letzten Netzwerktreffen hat mir sehr gut gefallen. Außerdem sind die Forschungskooperationen und das Trendscouting sowie die laufenden Informationen Eurerseits für uns sehr wertvoll!
 

Michaela Smertnig: Vielen Dank für das Gespräch, Ernst, und viel Erfolg für eure nächsten unternehmerischen Schritte!

 

Zum Unternehmen

SuessCo Sensors GmbH
Rathausplatz 18
3130 Herzogenburg

 

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DI Michaela Smertnig Cluster & Plattformen Niederösterreich
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