Geschädigter Obststrauch

Lessons Learned: Marillen, Himbeeren und Holunder – wie ein kleines Insekt seinen Appetit stillt

Das Projekt – KEFSTRAT: „Entwicklung von nachhaltigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Kirschessigfliege im österreichischen Obst- und Weinbau“

Besonders rote Beerenfrüchte werden von ihr gerne als Nahrungsquelle für die Larven genutzt – die Kirschessigfliege breitet sich in bestimmten Obst- und Weinkulturen seit 2011 in Österreich aus und schädigt die zu erntenden Früchte. In einem fünfjährigen Innovationsprojekt schlossen sich österreichische Betriebe und Forschungseinrichtungen zusammen, um nachhaltige Strategien zur Bekämpfung, des aus Asien eingewanderten Schädlings, zu erarbeiten.

Waren zu Projektbeginn vor allem rote Früchte wie der Edelholunder, Himbeeren oder rote Weintrauben vom Kirschessigfliegenbefall betroffen, war in der Saison 2022 erstmals auch die Marille in der Wachau und weiteren NÖ Anbaugebieten Ziel des invasiven Schädlings. Die Folge waren Schäden an den betroffenen Kulturen, die es in kommenden Saisonen bestmöglich vorzubeugen gilt.

 

Die Projektergebnisse zum Nachlesen

Die detaillierten Projektergebnisse und praktischen Erfahrungen der TeilnehmerInnen finden Sie in der umfangreichen Projektbroschüre.

 

Die Partner des Projektes

AIT Austrian Institute of Technology, Biobeerengarten Hummel, Biohelp GmbH, Christoph Reinhart, Familienweingut Rosner, Franz Gruber, Fritz Oswald GmbH, Hannes Jöbstl, HBLAuBA Klosterneuburg, Helmut Maurer, Johann Neuhold, Josef Hafner, Landwirtschaftskammer Burgenland, Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Landwirtschaftskammer Steiermark, Landesobstbauverband Niederösterreich, Niederösterreichischer Weinbauverband, Obstbau Klaus Rosenberger, Obst Leopold GmbH, Obst Partner Steiermark GmbH, Österreichische Hagelversicherung, Österreichischer Weinbauverband, Steirische Beerenobstgenossenschaft, Thomas Reiter, Weingut Scheiblhofer, Weinkellerei Baumgartner, Weinkellerei Lenz Moser AG

 

Unser Interviewpartner

Interviewpartner Karl Bachinger ist als Berater im Obstbau für die Landwirtschaftskammer Niederösterreich tätig und berichtet über seine Erfahrungen im und learnings aus dem Projekt.

 

Lessons learned - Karl Bachinger im Gespräch mit dem Cluster

Sehr geehrter Herr Bachinger, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus dem österreichischen Obstbau- und Weinbau haben Sie in dem fünfjährigen EIP-AGRI Innovationsprojekt KEFSTRAT mitgearbeitet. Welche Erkenntnisse waren für Sie besonders wertvoll?

Für mich war die Erkenntnis besorgniserregend, wie weit verbreitet die Kirschessigfliege bereits ist. Die wirtschaftlichen Schäden für die Obstbauern sind bei starkem Befall ohne Bekämpfung enorm. Es hat sich auch gezeigt, wie schwierig die Bekämpfung ist und welche Konsequenz und welchen Aufwand eine erfolgreiche Eindämmung des Befalls brauchen.

Neu und für mich sehr relevant ist der starke Befall von Marillenkulturen. Sind wir anfangs noch davon ausgegangen, dass hauptsächlich Beerenfrüchte, wie Himbeeren, Brombeeren, Holunder und Weintrauben befallen werden, so hat die zweite Projekthälfte gezeigt, dass Larven der Kirschessigfliege auch in Marillen zu finden waren. Auch hier können die Schäden an den Früchten enorm sein und die Ernte eines Jahres schnell bis zum Verderb geschädigt werden, wenn die Witterungsbedingungen für die Vermehrung der Kirschessigfliege günstig sind.

Wichtig ist es nun, das Bewusstsein der Obstbaubetriebe für diese neue Herausforderung zu schärfen und auch nach Projektende den Austausch der betroffenen Betriebe weiter zu forcieren.

 

Im Rahmen des Projektes sind ja viele unterschiedliche Methoden einer potentiellen Bekämpfung getestet worden, welche würden Sie betroffenen Betrieben weiterempfehlen?

Da wir in diesem Innovationsprojekt fünf Saisonen für Versuche zur Verfügung hatten, haben wir unterschiedliche Möglichkeiten zur Eindämmung des Befalls testen können. Erkenntnisse aus Versuchen bei Holunder und Wein lassen sich teilweise auch auf die Marille umlegen. Durch Ei-Ablage -Versuche an Marillen in unterschiedlichen Reifestadien konnte der Beginn der Eiablage festgestellt und damit die Terminisierung einer Bekämpfungsmaßnahme verbessert werden.

 

Welchen Mehrwert hat die Teilnahme an diesem Projekt für Sie?

Als besonders wertvoll habe ich den regelmäßigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen empfunden, die Forschungspartner der HBLAuBA für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg und von AIT Austria Institut of Technology in Tulln haben mit und für die Betriebe hier immens wertvolle Arbeit geleistet. Kurze Kommunikationswege erleichtern die Versuchsarbeit in Praxis und Theorie enorm. Die so gewonnenen Kontakte werde ich auch in Zukunft weiter nutzen um sinnvolle Problem-Lösungen für die Obstbaubetriebe zu finden, als Verbindungsglied zwischen ihnen und der Wissenschaft. Die Weitergabe der Ergebnisse an Landwirte steht nun an erster Stelle, eine erste Veranstaltung für die Marillenbauern zur Bekämpfung der Kirschessigfliege ist bereits im Jänner mit Dr. Riedle-Bauer HBLAuBA Klosterneuburg geplant.

 

Welcher Moment war Ihr „Aha“ – Moment?

Mein AHA – Moment charakterisiert den überraschenden erstmaligen sehr starken Befall der Marillen mit diesem Schädling im letzten Jahr. Durch die hohe Besatzdichte mit einer speziellen und gut nachgefragten Kultur, der Marille, besteht ein großes Risiko für einen Ernteausfall. Eine effiziente Beratung zur Bekämpfung mit den Ergebnissen aus dem Projekt ist besonders wichtig, damit die Schäden so gering wie möglichst gehalten werden.

 

Mit einem Blick in die Zukunft: Wie wird sich die Bekämpfung der Kirschessigfliege in österreichischen Kulturen Ihrer Einschätzung nach weiterentwickeln?

Jedenfalls ist festzuhalten, dass die Kirschessigfliege gekommen ist um zu bleiben. Die Obstbaubetriebe müssen sich darauf einstellen, zusätzlich Bekämpfungsmaßnahmen zur Eindämmung der Schäden zu ergreifen.
Darüber hinaus sollte jedenfalls die Suche nach weiteren Methoden zur Eindämmung der Schäden dieses eingeschleppten Schädlings fortgesetzt werden.

Herr Bachinger, danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg in der Beratung der NÖ Obstbaubetriebe!

 

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