BIM Gebäudemodell

kosaplaner goes BIM – Clusterpartnerin Ulrike Emminger im Interview

Portraitfoto Ulrike Emminger

Ulrike Emminger ist Abteilungsleiterin für den Hochbau der kosaplaner gmbh in Leobersdorf, einem der größten Architektur- und Generalplanungsbüros in der Region und Clusterpartner im Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich. Als Architektin hat sie sich auf Denkmalpflege spezialisiert und ist vor allem bei komplexen Um- und Zubauprojekten im Zusammenhang mit historischer Bausubstanz tätig. Seit 2020 ist sie zertifizierte BIM-Koordinatorin und setzt sich für die laufende Digitalisierung im eigenen Unternehmen, bei Auftraggebern und in Partnerbetrieben ein.

Im Interview mit Projektmanager Martin Huber erzählt Ulrike Emminger über die Implementierung von BIM bei der kosaplaner GmbH und warum in der Zukunft kein Weg an BIM vorbeiführen wird.

 

An BIM wird in der Zukunft kein Weg vorbeiführen!

 

Martin Huber: Ihr beschäftigt euch nun schon einige Zeit mit Building Information Modeling. Warum, meinst du, ist BIM für ein mittelständisches Planungsunternehmen wichtig?

 
Ulrike Emminger: An BIM wird in der Zukunft kein Weg vorbeiführen! Für viele Planungsunternehmen ist BIM bereits jetzt Alltag und das aus gutem Grund. BIM regelt nicht nur den Austausch „nach außen“, sondern kann auch die eigenen Arbeitsprozesse sehr erleichtern. Wir bei kosaplaner etwa nutzen BIM für den Austausch zwischen unseren Abteilungen Hochbau, Tiefbau und Elektrotechnik, auch wenn es sich formal nicht um ein BIM-Projekt handelt. Zukünftig wird BIM für jedes Planungsunternehmen, unabhängig von der Größe, relevant sein, da immer mehr Auftraggeber den Mehrwert von BIM für sich erkennen und auch bei kleineren Projekten einfordern.

 

kosaplaner hat mittlerweile fünf zertifizierte BIM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

 

Martin Huber: Was waren die ersten Schritte von kosaplaner Richtung BIM?

 
Ulrike Emminger: Wir kosaplaner sind immer offen für neue Technologien, daher hat uns natürlich auch BIM von Anfang an sehr interessiert. Nach dem Einlesen in die damals noch eher spärlich vorhandenen und sehr wissenschaftlich-theoretischen Publikationen haben wir einige Veranstaltungen und Diskussionsrunden besucht, um uns ein eigenes Bild von BIM machen zu können. Eine dieser Veranstaltungen war etwa der BIM-Stammtisch des Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich. In weiterer Folge waren wir Teil eines Cluster-Kooperationsprojekts und mittlerweile hat kosaplaner fünf zertifizierte BIM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren.

 
Martin Huber: Was war eure Motivation bei Cluster-Kooperationsprojekten teilzunehmen?

 
Ulrike Emminger: Das Cluster-Kooperationsprojekt war für uns der ideale Start in die aktive BIM-Praxisanwendung. Es werden zwar sehr viele Veranstaltungen zum Thema BIM angeboten, diese können aber natürlich nur eine theoretische bzw. wissenschaftliche Grundlage, manchmal auch Erfahrungsberichte von BIM-Anwendern bieten. So wichtig die theoretische Grundlage auch ist – BIM lebt von der Praxis! Und genau das hat das Kooperationsprojekt geboten – ein solides theoretisches Fundament, abgestimmt auf das Niveau der Teilnehmenden, und ein von Experten begleitetes BIM-Projekt in der Praxis.

 

"Im Zuge des BIM-Kooperationsprojekts sind unzählige Fragestellungen überhaupt erst aufgekommen, die im Zuge eines Vortrages nie behandelt werden könnten."

 

Martin Huber: Worin lag für euch der spezielle Nutzen dieser Kooperationsprojekte?

 
Ulrike Emminger: Eindeutig im Praxis-Aspekt und dem Austausch mit den anderen Teilnehmern – wir sind gemeinsam an der Aufgabe gewachsen. Im Zuge dieses BIM-Kooperationsprojekts sind unzählige Fragestellungen überhaupt erst aufgekommen, die im Zuge eines theoretischen Vortrages nie behandelt werden könnten. Da ging es oft um ganz banale Themen wie das Überwinden von Firewalls oder das Importieren und Exportieren von Daten in verschiedene Software-Lösungen, die aber in der Praxis viel Zeit kosten. Die BIM-Themen selbst konnten oft viel schneller gelöst werden als die „Nebengeräusche“, die aber im BIM-Alltag natürlich immer auftauchen. Dieser Aspekt wird im Zuge von Erfahrungsberichten von AnwenderInnen, die sich bei Kongressen o.ä. präsentieren, übrigens auch nicht gerne behandelt.

 

"Aktuell implementieren wir BIM im gesamten Büro."

 

Martin Huber: Wo steht ihr als Unternehmen aktuell bei BIM und was sind die Ziele für die Zukunft?

 
Ulrike Emminger: Wir kosaplaner haben uns einen „7-Stufen-Plan“ verordnet, der von ersten Berührungspunkten und der Entscheidung „kosaplaner goes BIM“ über die Ausbildung einzelner MitarbeiterInnen aus allen Abteilungen samt ÖNorm-Zertifizierung zum/r BIM-Koordinator/in bis hin zur BIM-Anwendung im Alltag reicht. Aktuell befinden wir uns in Stufe 6 – der Implementierung von BIM im gesamten Büro. Diese Stufe umfasst zum einen die Installation spezieller Software, z.B. für Kollisionsprüfungen, und auf unsere Bedürfnisse ausgearbeiteter Vorlagen. Zum anderen die Betreuung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in BIM-Fragen, die natürlich gerade in der Anfangsphase häufig vorkommen. Die Erreichung von Stufe 7 – „BIM ist kosaplaner-Alltag“ – ist für 2022 geplant und wir sind zuversichtlich, das zu schaffen.

 
Martin Huber: Welche Empfehlungen würdest du an BIM interessierten Unternehmen mitgeben?

 
Ulrike Emminger: Unbedingt dranbleiben – BIM ist die Zukunft! Wichtig ist zu wissen, dass BIM nicht „nebenbei“ geht, man muss sich auf komplexe Themen einlassen, ihnen Zeit geben und man braucht Expertinnen und Experten, zumindest als Begleitung. Das allerwichtigste ist dabei der „Faktor Mensch“. Auch die beste Softwarelösung funktioniert nicht, wenn das Unternehmen und der einzelne Mitarbeiter das Thema BIM nur halbherzig verfolgen und nicht als Mehrwert sehen. Mein persönlicher Tipp: In der Anfangsphase nicht entmutigen lassen – wenn man sich erst einmal durch die vielen technischen Begriffe gearbeitet und die EDV-Themen durchschaut hat, lichtet sich die „BIM-Wolke“ schnell und es macht Spaß, an den besten Lösungen zu tüfteln.

 
Martin Huber: Vielen Dank für das Gespräch, Ulrike, und viel Erfolg euch als Unternehmen!

 

 

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